Wie leicht wird heutzutage darauf verfallen, jemandem Schuld zu geben - dies 'befreit' angeblich selbst von jeder Verantwortung. Das Verurteilen und ins Gefängnis stecken ist zu so einem normalen Prozeß geworden, daß es kaum in Frage gestellt wird. Und doch bewegen wir uns damit in einem Kreislauf, der uns immer tiefer in Verstrickungen hineinführt. Schuld generiert seelische Lasten, die über Generationen weiter getragen werden - bestes Beispiel: der 2. Weltkrieg und seine Folgen, die noch heute spürbar und ungelöst sind. Schuld macht ohnmächtig und hilflos bis handlungsunfähig, und sie ist ein 1A-Mittel zur Unterdrückung ganzer Völker.
Es gibt Täter im Affekt, die ganz sicher einer Übertragung von frühkindlicher Demütigung erlegen sind. Ein Täter, der nie auffällig wurde und plötzlich eine Tat begeht, hat unter so übermäßigem Druck gestanden, daß dieser Druck ein Ventil benötigt. Und auch eiskalt geplante Taten werden von Menschen begangen, die schon komplett abgeschnitten sind von jedem Empfinden und Moral. Alle haben bereits einen Leidensweg hinter sich, der in frühester Kindheit begann. Wer soll die Schuld haben? Die Väter der Täter, die sie als Kind demütigten, weil sie selbst gedemütigt wurden? Die Mütter, die ihre Kinder nicht schützen konnten, weil ihnen selbst die Würde ausgetrieben wurde? Eine ewige Kettenreaktion von Mißverständnissen und fehlgeleiteter Erziehung. Wenn wir uns nicht an die Ursachen heranwagen und endlich Vorkehrungen treffen, daß sie erst gar nicht entstehen, dann werden wir uns in einem Abwärtssog wiederfinden, der die Gesellschaft zerstört. So können wir das Dilemma nur lösen, indem wir Mitgefühl aufbringen, von Schuldzuweisung absehen und jedem Täter eine heilende Therapie ermöglichen, und ihm damit seine Würde zurück geben. Für zukünftige Eltern wird es notwendig sein, daß sie sehr liebevoll und in Kenntnis der Entwicklungsstadien eines Kindes auf ihre spätere Elternrolle vorbereitet werden. Hier ein weiterer Auszug aus meinem Buch "Was würde die Liebe jetzt tun?"
Herzenslichter, Osira
„Gewonnen hat immer der,
der lieben, verstehen und verzeihen kann -
nicht der, der besser weiß und aburteilt.“
Hermann Hesse
Schuld und Urteil
Es mag den Einwand geben, wie es denn zu erklären sei, wenn Kinder die Opfer sind. Kinder sind doch unschuldig und können noch nicht irgendeine Schuld auf sich geladen haben. Das ist in der Tat ein heikles Thema, und um es verstehen zu können, müssen wir unseren Blickwinkel sehr erweitern. Aus einer Sichtweise, die uns ein einziges Leben zubilligt, kann es nicht verstanden werden. Um den Zusammenhang auch nur ansatzweise verstehen zu können, müssen wir die Reinkarnationslehre in Betracht ziehen. Wir wissen nicht, welche Erfahrungen eine Seele braucht. Wenn wir jedoch davon ausgehen, daß eine Seele viele Male ein Leben wählt, um bestimmte Erfahrungen zu machen, sieht es schon anders aus. Hier kommt das kosmische Gesetz von Ursache und Wirkung ins Spiel. Niemand kann sich dem entziehen, und für alle Ursachen, die wir gesetzt haben – egal wann – werden wir die Wirkung erfahren. So sind wir alle schon irgendwann einmal Opfer und auch Täter gewesen, und tragen die Verantwortung für unser Tun und Nicht-Tun.