Noch sehr wenig ist über Orcus bekannt, den erst 2004 von Chad Trujillo und David Rabinowitz in Pasadena entdeckten Kleinplaneten. Er ist ein 'Plutino' im Kuiper-Gürtel, und gehört zu den mit Neptun resonanten KBO's (Kuiper Belt Objects).
Bahn von Orcus (blau), Pluto (rot) und Neptun (grau) |
Seine Bahn verläuft ähnlich exzentrisch wie die Plutos, jedoch in einem sehr symme- trischen Verhältnis zur Nep- tunbahn, wie auf der Grafik zu erkennen ist. Im Unterschied zu Pluto, dessen größte Son- nennähe (Perihel) im Skorpion liegt, ist das Perihel von Orcus in den Fischen zu finden. Dies würde die Vermutung nahe legen, daß auch eine Mitherr- schaft von Orcus in den Fischen infrage kommt. Seine Umlaufzeit beträgt 246,8 Jahre (Pluto 247,7), also auch fast gleich, während der Durchmesser abweicht: Orcus 901 km (Pluto 2390 km). Doch gelangt Orcus nie innerhalb der Neptunbahn, wohingegen Pluto zeitweise innerhalb der Neptunbahn läuft. So scheint Orcus ein 'kleinerer Bruder' von Pluto zu sein, der jedoch keine wirkliche Verbindung zum diesseitigen Leben hat.
Dies spiegelt sich auch in der römischen Mythologie, in der Pluto und Orcus beide als Herrscher der Unterwelt gelten. Orcus hat jedoch nichts mit der Entführung Persephone's zu tun (wie Pluto), sondern er führt die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt. Denn Orcus kommt niemals an die Oberfläche, er bleibt ständig unten.
Fantastische Seite (engl.) mit sehr schönen Grafiken zu Orcus:
http://www.lunarplanner.com/asteroids-dwarfplanets/Orcus-Pluto.html
So wurde früher vermutet, als die Erde noch als Scheibe gesehen wurde, daß Orcus am Rande der Erde wartete, um die Seelen hinüber zu geleiten in die Welt der Toten. In der griechischen Mythologie erscheint er zunächst als Zeus Horkos, später nur als Horkos, welcher ein Sohn der Eris war (wir erinnern uns: der Zankapfel). Horkos galt als Wächter des Eides, und er trat dann in Erscheinung, wenn es zu Eidbrüchen oder Meineiden kam, um den Frevler zu strafen. Hier ist es seine dunkle, bestrafende Seite, die Orcus zeigt, der 'die Toten im Jenseits folterte' – so hat das Patriarchat damals schon voll zugeschlagen, in dem Sinne, daß die Angst vor solchen Göttern geschürt wurde, um die Menschen gefügig zu machen; ein alter Hut also, der aber heute noch genauso gut wirkt.
Orcus bei Bomarzo in Latium |
Orcus trat nur in Erscheinung, wenn ein Eid ge- brochen wurde, was früher als schlimmstes Ver- gehen galt, das hart bestraft sein mußte. Die ety- mologische Verwandschaft zu erkos (Zaun, Grenze) paßt in diese Bedeutung von Orcus, nämlich „als Schranke, die für den Menschen selbst und sein Handeln durch Leistung des Eides besteht, indem er in einer ganz bestimmten Weise handeln muß, will er nicht Schuld und damit Strafe auf sich laden“. Ebenso ist davon auszugehen, daß die solcherart Verbannten in der Weise eingezäunt, eingeschränkt wurden, daß keine Rückkehr möglich war.
So ist Orcus in prägnanter Stellung bei Sterbe- und Reinkarnationsforschern zu finden, und wahrscheinlich fördert er auch ein Verständnis der Zusammenhänge oder Verbindungen von Diesseits und Jenseits. Im Entdeckungsradix weist jedoch sehr wenig darauf hin, es gibt kein spezielles Ausgerichtetsein auf das Jenseits (kein Planet in 12 oder 8); wohl aber einen intuitiven Zugang, der über das Herzdenken erreicht wird (Merkur H12 in 4). Orcus selbst steht im Löwen an der Spitze des 11. Hauses: so steht er für eine Energie, die das Leben und die Freiheit beeinträchtigen kann, wenn wir mit gegebenen Versprechen nicht achtsam sind. Er selbst möchte sehr wohl lebendig und frei sein, was erstmal seltsam anmutet für einen Herren der Unterwelt. Und er bedarf einer tiefgreifenden Entwicklung, was seine Angst vor Verlust betrifft (Pholus im Skorpion Qu. Orcus).
Der Eid ist sehr deutlich zu sehen im Kommunikationsbereich, als etwas Absolutes, das Druck und Zwang ausübt (Pluto in 3). Das Problem liegt darin, daß mit einem Eid die Wahrheit verlangt bzw. erzwungen wird, anstatt daß jemandem einfach geglaubt wird was er sagt. Hier fehlt also das Vertrauen, und das tut weh (Chiron am IC). Was gesagt wird, wird einem nicht abgenommen, sondern ein Eid verlangt (Pluto Qu. Jupiter H3), was die Wahrheit ja nicht besser macht.
Orcus Entdeckung |
Das Ganze ist ein Beziehungsproblem (Waage-AC), was in allen möglichen Varianten auftauchen kann: zwischen Verkäufer und Käufer, zwischen Rich- ter und Beklagtem, zwischen Mann und Frau. Derjenige, der die Wahrheit sagen soll (Venus H1), paßt sich der Situation an, weil er Angst hat, seine Sichtweise darzustellen (H4 Saturn in 9), gleichzeitig erkennt der Andere nicht an, was gesagt wurde (Saturn Qu. Venus + Opp. Mond). Dies beein- trächtigt den Selbstwert des Einen, und er fühlt sich nicht angenommen. Hinzu kommt auch Streit mit dem Anderen (Eris am DC), der ganz hartnäckig bleibt und gar nicht zuhört, was der Eine sagt (Mars im Stier Qu. Neptun/Merkur). Der Erste fühlt sich verraten (Nessus in 4), weiß er doch um seine Unschuld (Vesta in 4). Der Andere verlangt, daß die Gerechtigkeit beschützt wird (Ceres, Varuna + Saturn in 9), aber wie? Orcus droht derweil mit den schlimmsten Strafen, wie 'in der Hölle zu schmoren' (Orcus Qu. Fixstern Algol in 8). Wo ist hier das Problem?
Der absteigende Mondknoten im Skorpion läßt erahnen, daß es sich um ein sehr altes oder auch karmisches Problem handelt. Der gegebene Eid muß demnach lange zurückliegen, und bindet den Eidgeber heute auf eine Weise, die ihm kaum Handlungsspielraum läßt. So muß er auch die Angst loslassen, daß ihn tatsächlich Höllenqualen erwarten, wenn er den Forderungen des Anderen nicht nachkommt. Er muß den Mut aufbringen, trotz der Erwartung von Ablehnung seine Wahrheit zu vertreten (Integration der Mars-Energie, die vom Anderen gespiegelt wurde); er muß auch Verantwortung für seine Meinung übernehmen (Saturn H4 in 9), und das aussprechen, was er wahrnimmt und als seine Wahrheit fühlt (Neptun H6 in 4 + Merkur H12 in 4).
Bahnbewegungen |
Wenn er sich trotzdem an seinen Eid gebunden fühlt (was zB auch eine Ehe sein kann), ohne auf seine innere Wahrheit zu hören, kann sich das tatsächlich als Martyrium herausstellen. Er muß dann durch alles Leid hindurch, weil ihm Sicherheit wichtiger erscheint als die Wahrheit (Sedna am Nordknoten im Stier). Letztendlich ist das ein Verrat an der eigenen Freiheit, und am eigenen Leben (Sonne Konj. Uranus in 5, Opp. Orcus). Bei all dem geht es scheinbar auch um die Befreiung und Erlösung Orcus aus seinem Leiden - indem wir die Angst annehmen, und ein selbstbestimmtes Leben führen.
Dort wo Orcus im Radix steht, fühlen wir uns oft zur Anpassung gezwungen. Nicht immer steht ein Eid dahinter; ich denke es geht viel mehr um den Mut zur eigenen Wahrheit (und die Lösung alter Versprechen, die uns behindern). Es gibt noch keine relevanten Untersuchungen über seine Wirkweise. Aber auch bei Transiten von Orcus müssen wir sehr aufpassen, nicht wieder in alte Anpassungsmuster zu geraten, die auch bis zu schweren Depressionen führen können. Am besten schaut ihr euch die bisherigen Transite von Orcus an, und was in dieser Zeit passiert ist, um die Wirkung einzuschätzen.
Ephemeriden von Orcus: http://www.astro.com/swisseph/2004dw.htm
Ende Oktober läuft Saturn das 1. Mal seit der Entdeckung von Orcus über den AC, so soll hier Verantwortung in die Realität gebracht werden – mal sehen, wieviele gebrochene Versprechen da noch auftauchen. Zur Zeit steht Orcus auf knapp 3° Jungfrau, in Opposition zu Chiron auf 2° Fische, und es wird interessant sein zu beobachten, wie sich das auswirkt – ich nehme an, daß die Konkurswelle jetzt schon einsetzt, und vor allem die Flüchtlingswelle, die ab nächstes Frühjahr beide erst richtig anschwellen, wenn Neptun auf 2° Fische läuft, genau in Opposition zu Orcus.