Sonntag, 3. Oktober 2010

Einigkeit und Recht und Freiheit

Pathetisch klangen diese ersten Worte unserer Nationalhymne, gesprochen vom Bundestagspräsidenten heute abend auf der 20-Jahresfeier unserer Wiedervereinigung. Er lobte diese Errungenschaften mit der Grammatikform der vollendeten Gegenwart; als ob sie vollständig gegenwärtig wären. Ähnlich pathetisch auch die Gesichter der anwesenden Prominenz, so als ob alles schon vor 20 Jahren errreicht worden wäre. Doch die Gegenwart sieht anders aus, zumindest für das Volk.

Einigkeit. Ein hehres Ziel, das voraussetzt, sich einig geworden zu sein - man muß schon sprachliche Kapriolen schlagen, um dieses Wort zu definieren. Doch inhaltlich kann keine Rede davon sein, denn es machen sich immer mehr Abgründe breit, zwischen Regierung und Volk, Reich und Arm, Arbeit Habenden und Arbeitslosen, Partei X und Partei Y, Atombefürwortern und Atomgegnern, Christen und Muslimen. Dann wurde vor ein paar Jahren links von der SPD viel Platz frei und es gründeten sich die Linken. Nun wird langsam aber sicher rechts von der CDU Platz frei, und es gründeten sich die ... was abzuwarten ist. Die Je-nach-Erfordernis-Partei FDP wird grad in der Mitte zerbröselt - weil es keine Mitte mehr gibt.

Recht. Die Väter der Wiedervereinigung haben es gut gemeint - aber waren sie sich des weiterhin bestehenden Einflusses der Alliierten bewußt? Bei so manchem Politiker vermutet man hinter vielsagenden Gesten eine handfeste Stirnchakra-Blockade. Aber gut, jeder steht halt dort wo er ist und hat seine Rolle in diesem Spiel ...
In dieser schnell gewordenen Zeit kommen alle dunklen Elemente ans Licht. Korruption, Lügen, Verrat und Missbrauch jeder Couleur. Dabei zeigen sich auch zwangsläufig die Extreme der immer noch gegenerischen Seiten - natürliches Phänomen einer sich zum Licht entwickelnden Zivilisation. Die dabei fehlende Mitte ist ein deutliches Zeichen, wie sehr die Masse noch in gegenseitiger Schuldzuweisung verhaftet ist, und wie sehr eine tolerante, rücksichtsvolle und verstehende Mitte der Herzenshaltung fehlt. Es scheint, als ob sich jetzt die gegnerischen Seiten neu formieren und zum nächsten Angriff rüsten. Doch wissen wir, daß die alte Energie ihre Macht bereits verloren hat. Gewalt und Unterdrückung haben gegen Liebe und Freiheit letztendlich keine Chance. Die Einsichtslosen werden sich blaue Flecken holen, im Geiste und auf ihrem Konto. Selig sind die Friedfertigen.


Freiheit. Viele sehnen sich in diesen Zeiten nach der D-Mark zurück. Zugegeben fühlte sich das Leben mit ihr freier an - aber eben nur gefühlt. Freiheit wird mit genügend Geld assoziiert, nur wird leider oftmals übersehen, daß jeder diese Freiheit möchte. Doch macht Geld wirklich frei? Es verschafft Bewegungsraum in vielerlei Hinsicht. Freiheit fängt jedoch innen an, ganz tief in uns drinnen. Jede äußere Unfreiheit ist ein Spiegel für den inneren Mangel. So entsteht Geldgier einzig aus dem als Kind erlebten Gefühl, nicht genug bekommen zu haben: an Zuwendung, Ernährung und Liebe. Diesen Mangel können wir nur heilen, indem wir uns selbst lieben, uns als wertvoll erachten und wert genug, Liebe zu erhalten. Auch müssen wir uns erlauben, frei zu sein. Indem wir von allem Mangel in unserem Leben zurücktreten und ihn als Illusion begreifen, erkennen wir, daß wir bereits frei sind. 

Eine große Bewegung geht durch unser Land und unsere Herzen. Jede Ungerechtigkeit, jeder Mangel und jede Dissonanz bringt uns auf den Weg - indem wir erkennen, was wir nicht mehr wollen. So können wir die Unmöglichkeiten dieser Zeit als Möglichkeit begreifen, miteinander zu reden, Gemeinsamkeiten zu suchen, Unterschiede zu akzeptieren, sich gegenseitig zu helfen, zusammen zu halten und so in die wahre Einheit hinein zu wachsen. In Unterdrückung und Zerstörung liegt keine Macht, weil sie auf Angst beruhen. Laßt euch nicht von den Angstmachern irritieren; es ist nur ihre Methode. Kooperation, Liebe und Mitgefühl - hier ist die wahre Macht zu finden, die konstruktiv die Neue Zeit mitgestaltet. Je mehr wir von der Liebe unseres Herzens heraus agieren, umso eher finden wir die Mitte, umso eher zieht Gerechtigkeit ein, umso eher sind wir frei.